Buteyko: Hilfe bei chronischer Hyperventilation
Was ist chronische Hyperventilation?
Eine akute Hyperventilation hat wahrscheinlich schon jeder mal gesehen: Ein Mensch atmet aus Angst oder Panik plötzlich ganz schnell und flach, ohne körperlich aktiv zu sein. Die Schultern heben und senken sich, und nach kurzer Zeit fangen die Hände an zu krampfen (Tetanie). Das ist dann spätestens der Zeitpunkt, dass man Ihn in eine Papiertüte atmen lässt, um die Stoffwechselvorgänge wieder zu normalisieren.
Chronische Hyperventilation im Gegensatz dazu ist ein Zustand, bei dem man regelmäßig und über einen längeren Zeitraum hinweg immer etwas zu schnell oder etwas zu tief atmet. Das bedeutet, die Intensität der Atmung entspricht nicht den metabolischen Anforderungen. Dabei ist man sich dessen nicht bewusst.
Das normale und gesunde Gleichgewicht von Sauerstoff und Kohlendioxid im Blut wird gestört, der Stoffwechsel funktioniert, aber nicht mehr ganz optimal.
Dies kann u.a. zu folgenden Problemen führen:
1. Zu wenig CO2 im Kreislauf: Durch die übermäßige Atmung wird vermehrt Kohlendioxid (CO2) aus dem Körper entfernt. Ein bestimmte Menge an CO2 ist aber wichtig, weil der eingeatmete Sauerstoff O2 zwar in unserem Blut zirkuliert, aber nicht oder nur ungenügend an die Gewebe abgegeben werden kann.
2. Hormonelle Veränderungen: Chronische Hyperventilation kann auch hormonelle Veränderungen im Körper auslösen, einschließlich einer erhöhten Ausschüttung von Stresshormonen wie Adrenalin und Cortisol. Dies kann zu weiteren Symptomen wie Angstzuständen, Herzrasen und einer gesteigerten Wahrnehmung von Stress führen.
3. Muskelprobleme: Die veränderte pH-Balance im Blut kann auch Muskelprobleme verursachen, wie Muskelkrämpfe, Taubheitsgefühle oder Kribbeln in den Extremitäten.
4. Psychische Auswirkungen: Chronische Hyperventilation kann auch psychische Auswirkungen haben, da die Symptome oft mit Angstzuständen, Panikattacken und einer gesteigerten Stressanfälligkeit einhergehen können.
Die Symptome können ganz vielfältig sein. U.a.:
- Verdauungsprobleme (Aufstoßen, Blähungen, Schluckstörungen)
- Reizdarmsyndrom
- Müdigkeit
- Ein- und Durchschlafstörungen,
- Konzentrationsstörungen,
- Vergesslichkeit, Reizbarkeit,
- Wetterfühligkeit
- Angst- und Panikzustände.
Es ist wichtig zu beachten, dass die Auswirkungen von chronischer Hyperventilation von Person zu Person variieren können und auch von der Schwere und Dauer des Problems abhängen. Wenn unbehandelt, kann chronische Hyperventilation zu einer deutlichen Beeinträchtigung der Lebensqualität führen und langfristig zu weiteren Gesundheitsproblemen führen. Daher ist es wichtig, sie zu erkennen und angemessen zu behandeln.
Warum betrifft chronische Hyperventilation so viele Menschen?
Chronischer Stress führt oft zu chronischer Hyperventilation.
Verstärktes Atmen ist eigentlich eine normale Reaktion auf Stress oder Belastung. Heute werden wir aber ständig mit Neuigkeiten, Veränderungen und Informationen bombardiert, die unseren Geist überforden. Wir können unser Gehirn nicht mehr „abschalten“ und denken ständig über die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft nach (monkey mind).
Wir empfangen ein Maximum an Stimulation bei minimaler körperlichen Anstrengung, was unsere Atmung mit der Zeit unbewusst beschleunigt. Wir finden kein Ventil mehr zur Abbau des empfundenen Stress.
Wie kann die Buteyko Atmung als Training uns helfen?
Trainings sind dazu da, um unbewusste, ungesunde Atemmuster in unbewusste, gesunde Atemmuster zu überführen
Buteyko-Übungen können bei der Behandlung von chronischer Hyperventilation hilfreich sein. Die Buteyko-Methode wurde von dem russischen Arzt Konstantin Buteyko entwickelt und zielt darauf ab, die Atmung zu normalisieren, indem sie das Atemvolumen reduziert und damit auch die Kohlendioxid (CO2)-Konzentration im Blut erhöht.
Die Grundprinzipien der Buteyko-Technik umfassen:
Nasenatmung tags und nachts:
Durch das Atmen durch die Nase wird die Luft befeuchtet, erwärmt und gefiltert, was wichtig ist, um die Atemwege zu schützen und die Atemluft optimal vorzubereiten. Die Nase bietet viele Vorteile bei der Atmung. Der Mund wird nur im "Notfall" beim Atmen verwendet.
Es gilt der Spruch:
„Atme so viel durch den Mund wie du durch die Nase isst“
Die Reduzierung des Atemvolumens im Training:
Hauptbestandteil des Trainings sind Übungen zur Reduzierung des Atemvolumens, um eine gesundes Verhältnis der Körpergase O2 und CO2 wieder herzustellen und mit regelmäßigem Training Überatmung zu vermeiden.
Die Aktivierung des Zwerchfells:
Die Zwerchfellatmung ist eine weitere Voraussetzung für die Reduktion des Atemvolumens. Übungen zum Erlernen der Zwerchfellatmung sind ein wichtiger Bestandteil des Trainings.
Integration der Übungen in den Alltag.
Den Erfolg und die Wirkung der Atemmethode auf den Körper und die Psyche bringt die Erweiterung der Aufmerksamkeit auf die Atmung im Alltag, egal ob in Ruhe, in Bewegung oder in Stresssituationen. Die Atmung ist immer steuerbar, unsere Fähigkeit die Atmung zu beobachten und sie bewusst zu steuern entscheidet über den Erfolg der Buteyko Atemübungen.
Studien haben gezeigt, dass Buteyko-Übungen bei der Verbesserung der Atemkontrolle und der Reduzierung von Symptomen wie Asthma, Kurzatmigkeit, Schwindel und Angstzuständen bei Menschen mit chronischer Hyperventilation wirksam sein können. Diese Übungen können auch dazu beitragen, die Lebensqualität zu verbessern und den Bedarf an Medikamenten zu verringern.
Eine individuelle Anpassung und Anleitung durch einen qualifizierten Trainer wird dabei empfohlen, um die besten Ergebnisse zu erzielen. Es ist auch ratsam, vor Beginn der Übungen einen Arzt zu konsultieren, um sicherzustellen, dass sie für Ihre spezifische Situation geeignet sind und keine Kontraindikationen vorliegen.