Was steckt hinter dem “physiologischem Seufzer” ?
Wir seufzen oft unfreiwillig: wenn wir gestresst sind, ängstlich oder auch oft im Schlaf, wenn sich während unbewusster Atempausen zuviel CO2 (Carbondioxid, ein Abfallprodukt von Stoffwechselvorgängen in unserem Körper) ansammelt und den Atemreflex auslöst.
Dabei wird unsere Atmung oft schneller und flacher und der Kampf-Fluchtreflex wird aktiviert.
Wollen wir aber auch in Stresssituationen ruhig bleiben und eine klaren Kopf bewahren, können wir mit bewußtem Seufzen unserem Körper signalisieren, dass keine Gefahr besteht .
Wie funktioniert das?
Einatmen durch die Nase
jetzt noch einmal durch die Nase einatmen
dann langsam, kontolliert und möglichst lange durch den Mund ausatmen
Warum funktioniert das ?
Unsere Atmung hat nicht nur die Funktion, den Körper mit Sauerstoff zu versorgen und “Abfallprodukte” wieder auszuatmen, sondern beeinflusst auch unsere negativen und positiven Emotionen.
Seuzfer haben zum einen wichtige ventilatorische Funktionen, da sie durch die maximalen Einatmung zu einer größtmöglichen Ausdehnung der Lunge führen und so den Kollaps der Alveolen verhindert. Alveolen sind Millionen kleine Säckchen in unseren Lungenflügeln, in denen der Gasaustausch, also die Aufnahme des Sauerstoffs in den Blutkreislauf und die Abgabe von Kohlendioxid in die Ausatemluft passiert.
Während der doppelten Einatmung beim physiologischen Seufzen senkt sich das Zerchfell - der Muskel, der den Brustkorb und den Bauchraum trennt - und die Luft kann in die Lunge einströmen. Gleichzeitig wird der Platz für das Herz größer, das Blut fließt unter diesen Bedingungen etwas langsamer durch das Herz.
Das Herz sendet dann Signale an das Gehirn, und das Gehirn sagt: "Oh, wir sollten das Herz lieber beschleunigen." Wenn Sie also Ihre Herzfrequenz erhöhen wollen, müssen Sie mehr ein- als ausatmen.
Während der sehr langsamen und kontrollierten Ausatmung wird über das zentrale Nervensystem dem Gehirn gemeldet, dass Sie ruhug und sicher sind und es keien Grund zur Sorge gibt.
Für die Herzfrequenz gilt jetzt bei der Ausatmung: Der Platz für das Herz wird kleiner, was bedeutet, dass jedes Mal, wenn Sie ausatmen, die Herzfrequenz sich verlangsamt.
Aber Achtung !
Eine bewußte Atmung ist ohne Frage die schnellste und offensichtlichste Methode, die autonome Erregung zu kontrollieren. Die Art und Weise, wie wir atmen, wirkt sich sehr stark auf unsere Stresszustände aus.
Der “physiologische Seufzer” ist ein BEWUSST eingesetztes Instrument um dem Körper wieder aus dem Stressmodus herauszubringen.
Befindet man sich aber ständig im “Sorgenmodus” und stresst den Körper chronisch und oft unterschwellig, kann ständiges und und vor allem unbewusstes Seufzen zu einer zu einer Fehlanpassung des Körpers führen, ähnlich wie bei einer chronischen Hyperventilation.
* Ramirez JM. The integrative role of the sigh in psychology, physiology, pathology, and neurobiology. Prog Brain Res. 2014;209:91-129. doi: 10.1016/B978-0-444-63274-6.00006-0. PMID: 24746045; PMCID: PMC4427060.